Die Freundschaftliche Verbindung zwischen der Biederitzer Kantorei und dem Komponisten Colin Mawby
Von Brigitte Rauchstein, 2013
Erschienen in: Vom Sängerchor des Schulinspektors Carl-Leberecht Messow bis zur Biederitzer Kantorei des Kantors Michael Scholl
Seit 2007 besteht eine enge freundschaftliche Verbindung zwischen der Biederitzer Kantorei und dem bekannten englischen Komponisten Sir Colin Mawby. Wenn seine Zeit es erlaubt, kommt er einmal im Jahr aus London oder Dublin zu einem Konzert der Biederitzer Kantorei mit seiner Musik nach Magdeburg und verbringt dort mit den Sängerinnen und Sängern ein paar entspannte und vergnügte Tage. Als Ausdruck der besonderen Wertschätzung der Arbeit von Michael Scholl hat Colin Mawby bereits einige seiner Stücke für die Biederitzer Kantorei und Michael Scholl komponiert und ihnen gewidmet. Zu den Erstaufführungen dieser Werke war er stets persönlich in Magdeburg anwesend. Ein ganz besonderes Anliegen ist es ihm immer, mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen oder in dem von der Pfarrerin Gabriele Herbst nun schon einige Male vorbereiteten Kinderkonzert mitzuwirken.
Dabei begeistert Colin Mawby alle, denen er begegnet, immer wieder durch seine unkomplizierte und britisch-humorvolle Art sowie durch seine Bescheidenheit, obwohl er als einer der weltweit führenden Chorkomponisten international gefragt und auf der ganzen Welt zu Hause ist. Immerhin hat Colin Mawby als Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste in der Kirchenmusik durch Papst Benedikt im Jahr 2006 den Ritterorden verliehen bekommen. Zu seiner musikalischen Biographie: Colin Mawby, 1936 geboren, war von 1961-1978 "Master of Music" in der Londoner Westminster Cathedral, 1981-1995 "Choral Director" bei Radio Telefis Eireann, dem irischen nationalen Rundfunk und 1991-2001 "Artistic Director" des irischen Nationalkammerchores. Als Dirigent arbeitete er unter anderem mit den "BBC Singers, "Pro Cantione Antiqua, dem belgischen Radiochor, den "London Mozart Players" und dem "RTE Concert Orchestra" zusammen. Er veröffentlichte als Musikkritiker unter anderem in der "London Times" und im "Guardian" Hinzu kommen viele Vorträge über Musik bei BBC Radio 3. Im Jahre 2002, bei der "Waging Peace through Singing Competition" in Oregon, USA, erhielt er die höchste Ehrung für sein Stück "Prayer of Forgiveness.
Wie ist es zu dieser Verbindung überhaupt gekommen? Eigentlich durch ein Versehen von mir. In einem anderen Chor hatten wir 2006 die Missa in C von Colin Mawby gesungen und ich war von dieser Musik sehr angetan. Als alte Englandfahrerin und Anglophile hatte ich ein Jahr zuvor bei einem meiner zahlreichen Besuche in meiner Lieblingsstadt Cambridge einen Komponisten kennengelernt, dessen Namen ich aber versäumt hatte, aufzuschreiben. In meiner Erinnerung klang sein Name wie Mawby, das vermutete Alter stimmte in etwa überein und auch die Tatsache, dass Colin Mawby zu dieser Zeit in Ipswich, einer Ortschaft nicht weit entfernt von Cambridge, wohnte, bestärkte mich darin, dass es sich bei dem Komponisten der Messe unzweifelhaft um ihn handeln müsse. So suchte ich im Internet nach seiner Email-Adresse, die ich auch fand und schrieb ihm eine erste Email. Seine Antwort kam prompt und ebenso schnell stellte sich heraus, dass wir uns überhaupt noch nie begegnet waren, was aber dem Kontakt keinen Abbruch tat. So entspann sich in den nächsten Wochen und Monaten eine rege Korrespondenz, meist flatterten 4 - 5 Briefe pro Woche hin und her. In diesem Zusammenhang entstand die Idee, gemeinsam mit Michael Scholl im November 2007 ein Konzert mit seiner Musik in Magdeburg zu veranstalten. Michael bat ihn um Vorschläge, welche Stücke besonders geeignet seien und so kam es zu der ersten Aufführung von Mawbys Fun Gloria und Christus Vincit in der Evangelischen Kirche Biederitz und am darauffolgenden Tag in der Magdeburger Pauluskirche. Heute, also sieben Jahre später, besteht die Verbindung zu Colin Mawby immer noch und sie wird immer intensiver. Ein weiterer Besuch Colin Mawbys erfolgte im September 2012. Anlass war die Uraufführung seiner Komposition Hommage to Martin Luther, die er für die Biederitzer Kantorei und Michael Scholl komponiert hat. Mawby verwendete darin den Choral Ein feste Burg ist unser Gott. Das Stück wurde durch den Kammerchor gemeinsam mit den Gesangssolisten Grit Wagner und Tobias Wollner, dem Organisten Christopher Lichtenstein und dem Musiksommerfestspielorchester musiziert. Die Uraufführung war eingebettet in einen Kunstgottesdienst der Reihe "Kirche andernorts. Das Pastorenehepaar Gabriele und Andreas Herbst zelebrieren diese Gottesdienstform alljährlich mit Blick auf die Lutherdekade zum 500. Reformationsjubiläum an verschiedenen Orten in Magdeburg. Wenn ein so hoch angesehener Komponist, der zudem praktizierender Katholik ist, aus Anlass des bevorstehenden Reformationsjubiläums den Reformator Martin Luther mit einer Komposition ehrt und die Uraufführung in Magdeburg, einer der Hochburgen der Reformation, stattfindet, ist dies zweifellos ein Ereignis von kulturpolitischer Bedeutung. Wegen seiner nun schon langjährigen engen Beziehung zu Magdeburg erhielt Sir Colin Mawby im Jahr 2012 vom Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, die Einladung, sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen. Colin Mawby hat an der Reformationsthematik inzwischen so viel Gefallen gefunden, dass die Zusammenarbeit mit dem benannten Ereignis noch nicht zu Ende war. Es folgten zwei weitere Kompositionen in diesem Geiste: Nun freut euch liebe Christen g'mein wurde im Sommer 2013 in gleicher Konstellation uraufgeführt und 2014 wird eine Motette zum Lutherchoral Verleih uns Frieden gnädiglich folgen.
Mawbys Musik klingt sehr modern, ist aber auch für ein breites Publikum gut hörbar. Für die Biederitzer Kantorei gehören einige seiner Kompositionen schon zum festen Bestandteil ihres Repertoires, das sie häufig in die Gottesdienste einbringt. Auch ein Adventskonzert ist ohne ein oder zwei der innigen Weihnachtssätze Mawbys kaum denkbar. Colin Mawby ist mit seinen 77 Jahren noch voller Schaffenskraft. Man darf gespannt sein, welche Früchte die Freundschaft zwischen der Biederitzer Kantorei und Colin Mawby noch hervorbringen wird!